Reichsgründung der Stämme

Wanderungen und Reichsgründungen

Die zur Zeit der sogenannten Völkerwanderung, die in Wahrheit eine Aussiedlung christianisierter Germanen war, weit wandernder germanischen Stämme gehörten vor allem zu den Ostgermanen –z.B. die Burgunden, Gepiden, Goten, Langobarden und Vandalen. Ihre Reichsgründungen hatten jedoch keinen dauerhaften Bestand; die ostgermanischen Sprachen sind heute weitgehend ausgestorben oder lauthaft verändert. Die westlich der Elbe lebenden Stämme – z. B. die Franken, Sachsen und Angeln – waren vergleichsweise bereits von der Kirche und dem römischen Reich und seiner Kultur befangen. Ebenso die Nordgermanen, die erst im Mittelalter zur Zeit der Wikinger unter anderen Bedingungen ausgedehnte Wanderungstätigkeiten entwickelten. Ihre Sprachen (westgermanische Sprachen und nordgermanische Sprachen) haben sich bis heute erhalten und weiterentwickelt.

In der Zeit der Völkerwanderung gründeten Germanenstämme Reiche in Nordafrika, im heutigen
Frankreich, in Italien, auf der iberischen Halbinsel und wanderten nach Britannien. Die Germanen kannten meist kein Verwaltungsstaatswesen im römischen oder heutigen Sinne. So waren sie eben auch der Politik nicht sonderlich vertraut und gelehrt. Die Reiche der germanischen Stämme waren ähnlich dem Personenverbandsstaat organisiert, oft wurden aber  Siedlungsräumen und
Verwaltungsmuster übernommen.

Die Angehörigen eines Stammes oder Stammesverbandes schworen ihrem König Treue und waren damit an das Reich gebunden. Der „Staat“ (wobei nicht der moderne Terminus von Staatlichkeit zugrunde gelegt werden darf) wurde nicht über eine räumliche Ausdehnung definiert, sondern über seine Menschen und deren Stellung zum Herrscher. Deshalb waren die Reiche stark mit dem jeweiligen König verbunden, und der Tod des Königs bedeutete oft auch den Untergang des Reiches.
Allerdings traten auch zahlreiche Germanen (einzeln oder in Gruppen) in römische Dienste und kämpften anschließend auch gegen ihre alten Stammesgenossen.

Viele dieser Germanen stiegen im römischen Militär auf, wobei die germanischen Heermeister teils eine unrühmliche Rolle spielten, vor allem im Weströmischen Reich. Andere wiederum standen aber durchaus loyal zum Kaiser (wie etwa Stilicho, Bauto oder Fravitta). Während im Oströmischen Reich der Kaiser schließlich die Kontrolle über die Germanen gewinnen konnte, konnte im Westen nur noch mit ihnen regiert werden. Spätestens nach dem Tod des Aëtius entglitt den Römern die Kontrolle über die auf dem Boden des Imperiums siedelnde Germanen vollends.


Die ostgermanischen Gebiete werden nachfolgend von den Slawen besiedelt. Der Charakter dieser Landnahme konnte von den archäologischen Instituten nicht zweifelsfrei zu klären sein. So wird vermutet: "Die Kämpfe mit den Bayern (593 und 595) oder die Einfälle in Thüringen im 7. Jh. legen verheerende Einfälle mit anschließender Eroberung nahe. Jedoch waren auch Gebiete (Schlesien, Slowakei) möglicherweise einige Zeit unbewohnt, bevor sie durch die Slawen besetzt wurden. Die geräumten Gebiete sind oft sehr fruchtbar gewesen und die Motive für die Aufgabe der germanischen Besiedlung bleiben unklar".
"Allerdings blieb wohl teilweise eine germanische Restbevölkerung zurück, die aber in der Folgezeit slawisiert wurde. Mit dem Abzug der Langobarden nach Italien im Jahre 568 und dem Erscheinen der Awaren ergaben sich dann für die slawische Landnahme neue Möglichkeiten."
Wir wissen allerdings, dass zu dieser Zeit bereits aus Glaubensgründen eine Abwanderung stattgefunden hatte und das die Horte der Weisen bis auf eines bereits der Zerstörung zum Opfer gefallen waren. Eine soziale Ordnung war demnach gar nicht mehr möglich, so dass auch hier, die Einwanderung mit ähnlichen kulturellen Vorstellungen mehr oder weniger willkommen war.

Doch wie kam es zu einer gewaltigen Wanderung der einzelnen Stämme, die uns heute als Völkerwanderung bekannt ist.
Große Teile der verschiedensten Stämme lagen im Bruch mit Retra. Doch der Konflikt lässt sich auch nach heutiger Überlegung nicht anders lösen. Es war unmöglich mit 2 Verschiedenen Weltanschauungen zu leben.
Während die einen beten und die anderen im Umgang mit der Natur lehren und lernen, kam es zu Vorteilen des Einen gegenüber dem Anderen in Wechselwirkung. Die soziale Ordnung war zerpflückt: wer sollte wen und wie heiraten und die Kinder benennen und lehren, wer sollte auf seine Art den Acker und das Vieh versorgen, nach wessen Richtlinien sollte die soziale Gesellschaft leben und sterben.
Ordnende Politik gab es nicht für die einzelnen Sippen (Hausherrenrecht). Es setzte sich immer mehr die Meinung durch, dass ein Volk und wofür es glaubt, seine Existenz und sein Recht nur mit Waffen (nach römischen Vorbild) behaupten kann. Als Vorbild galten vor allem die Goten, die den Umgang und Handel mit den Römern viel intensiver betrieben und bereits um 150 n.Chr. dem Retra nicht mehr folgten.
Zudem kam hinzu dass, das Retra an Einfluss verlor, da nicht nur die Wege dorthin teilweise durch Hunneneinfall unterbrochen waren, sondern auch ihre Horte nach und nach zerstört wurden.

Huneneinfall, die Gesetze der Tyra und Godda, die Christianisierung und Missernten brachten Chaos in die Sippen und Stämme. Die Lösung sahen die meisten Stammesväter im Auszug aus dem Weisen-Bereich, um an einem anderen Ort nach den Regeln des anderen Herrn zu leben, nach Gott.
Geschichtsschreiber und Archäologen übersehen oder wissen nicht, welch ein Konflikt sich da auftat. Das einfachste für sie war bisher, Vermutungen anzustellen und von Fürsten und Königen und Politik zu schreiben, doch diese gab zu dieser Zeit gar nicht. Diese Herrschafträume entstanden erst mit der Anlehnung an Rom und anderen äußeren Einflüssen z.B. den Hunnen.

Wenn man den Ablauf verfolgt, in dem fast ganze Stämme neu siedelten, kann man den Sinn und den Werdegang dieser Wanderungen auch verstehen.

Die Burgunden
Nach dem Rückzug der Römer überschritten ab 406 die Burgunden zusammen mit den Vandalen den Rhein und ließen sich als römische Bundesgenossen in Mogontiacum (Mainz), Vicani Altiaienses (Alzey) und Borbetomagus (Worms) nieder. Das Gebiet wurde ihnen vertraglich zugesichert. Nach einem Einfall in die römische Provinz Belgica 435 zerstörte im darauffolgenden Jahr der weströmische Heermeister Aëtius mit Hilfe hunnischer Hilfstruppen das Burgundenreich – bis
ins Spätmittelalter blieb die Erinnerung an dieses Ereignis in der Nibelungensage erhalten. Die verbliebenen Burgunden wurden durch Rom ins Gebiet des Rhone- Tals umgesiedelt und gründeten dort später ein neues Reich, das 532 im Fränkischen Reich aufging und dort neben Austrien und Neustrien einen eigenen Reichsteil bildete.

Die Angelsachsen
Nach dem Zusammenbruch der Rheingrenze 406/407 wurden die Legionen aus Britannien abgezogen und die römische Präsenz auf der Insel erlosch vollständig.
Die romano-britische Bevölkerung warb zum Schutz angelsächsische Söldner an. Gruppierungen der Angeln, Sachsen und Jüten siedelten sich im östlichen Teil der Insel an und vertrieben teilweise die keltische Bevölkerung, die im Laufe der Zeit immer weiter nach Westen abgedrängt wurde. Bis zum Ende des 7. Jahrhunderts hatten die Angelsachsen den größten Teil der Insel unterworfen und konnten ihre Herrschaft auch gegen die späteren Wikingereinfälle behaupten, bis England 1066 durch die Normannen erobert wurde.

Die Franken
Bereits seit Beginn des 4. Jahrhunderts waren am nordöstlichen Ende Galliens Franken (später auch Salfranken) als Föderaten angesiedelt worden. Ende des 4. Jahrhunderts kam es wiederholt zu Kampfhandlungen zwischen Franken und Römern (siehe Marcomer). Nach dem Tode des weströmischen Heermeisters Aëtius, der 436 das Burgundenreich zerstörte und 451 in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern die Hunnen stoppte, wurde das Gebiet durch Westrom praktisch nicht mehr kontrolliert. Nach dem Zusammenbruch 476 existierte im Norden Galliens im Gebiet um Soissons ein römisches Restreich unter dem Statthalter Syagrius, dem Sohn des Heermeisters Aegidius. 486/487 besiegten die Salfranken unter dem Merowinger Chlodwig I. Syagrius in der Schlacht von Soissons.
Dadurch verschob sich die Grenze des durch die Franken kontrollierten Gebiets bis an die Loire. Chlodwig, der zuerst nur einer von mehreren fränkischen Kleinkönigen war, beseitigte die anderen Teilkönigreiche.
Er sah sich selbst in der Kontinuität römischer Herrschaft, übernahm die römischen Verwaltungsinstitutionen, trat zum katholischen Glauben über und sicherte sich seinen Einfluss auf die Kirche. Militärische Siege 496 und 506 gegen die Alamannen sowie 507 gegen die Westgoten in der Schlacht von Vouillé trugen zur weiteren Expansion fränkischer Herrschaft bei. Die Politik des Frankenreichs blieb auch weiterhin feindlich gegen die letzten unabhängigen germanischen Gentes. Aus der Verschenkung eroberten Grundbesitzes durch den König entwickelte sich das Lehnswesen. Im frühen 6. Jahrhundert (nach 507) entstand die lateinische Sammlung des Volksrechts der Franken Lex Salica. Das Reich von Soissons wird als Neustrien Bestandteil des Fränkischen Reichs, das bis zu seiner Teilung 843 im Vertrag von Verdun die bestimmende Großmacht in Mittel- und Westeuropa war.

Die Goten
Um 150 bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts dehnten sich die Goten entlang Weichsel und Dnister bis zum Schwarzen Meer aus. Um 290 kam es zur Trennung der Goten in Terwingen und Greutungen; beide sind nicht völlig deckungsgleich mit den späteren West- und Ostgoten. In Südrussland errichteten die Greutungen ein Reich, über dessen Größe und inneren Aufbau wenig bekannt ist. Die Terwingen rückten in das von den Römern unter Aurelian aufgegebene Dakien ein und ließen sich dort nieder Die Goten lagen häufig mit den Römern im Konflikt, wurden jedoch nie unterworfen und besiegten 252 sogar ein römisches Heer. Durch den Einfall der Hunnen aus den asiatischen Steppen um 375 n. Chr. wurde das Reich der Greutungen zerstört bzw. fiel an die Hunnen. Die Greutungen zogen nach Westen und siedelten im Raum des heutigen Ungarn. Fortan standen sie unter Waffengefolgschaft der Hunnen und zogen 451 bei der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern gegen die Westgoten und Burgunder zu Felde.
488 zog der ostgotische König Theoderich mit den sich nun formierten Ostgoten nach Italien und besiegte den dortigen germanischen Herrscher Odoaker. Theoderich gründete daraufhin ein neues ostgotisches Reich in Italien, welches aber bald nach seinem Tod unterging.
Die Terwingen hingegen hatten sich dem hunnischen Zugriff entzogen und sich 376 über die Donau ins römische Reich abgesetzt. Dort wurden sie angesiedelt, rebellierten aber bald darauf, was zur Schlacht von Adrianopel 378 führte, in der Kaiser Valens und der Großteil des römischen Bewegungsheeres im Osten untergingen. Erst Theodosius I. schloss 382 einen Vertrag, der ihnen weitgehende Rechte einräumte. Nach dem Tod des Kaisers Theodosius im Jahre 395 plünderte
der Gote Alarich I. mit seinem Heer die römischen Provinzen; 410 eroberte er sogar Rom. Im Jahre 418 wurden die Terwingen, die sich nun endgültig zu den Westgoten formiert hatten, in Aquitanien angesiedelt, wo sie das Westgotenreich gründeten. Sie dehnten ihren Machtbereich auch auf die Iberische Halbinsel aus und verlagerten im frühen 6. Jahrhundert den Schwerpunkt dorthin. Im frühen 8. Jahrhundert wurde das Westgotenreich durch die Invasion der Mauren vernichtet.

Die Vandalen
Im Jahre 406 fielen die Vandalen gemeinsam mit anderen germanischen Stämmen nach Gallien ein. Drei Jahre später hatten sie die iberische Halbinsel erreicht.
Unter König Geiserich drangen sie 429 zusammen mit Alanen nach Nordafrika vor und eroberten die dortigen römischen Provinzen. Hippo Regius – während der Belagerung starb Augustinus von Hippo – war bis 439 Hauptstadt. Mit der Eroberung von Africa Proconsularis wurde Karthago Hauptstadt und die dortige römische Flotte wurde erbeutet. In der Folgezeit wurden zahlreiche Mittelmeerinseln erobert und 455 Rom geplündert und besetzt. Der oströmische Kaiser Zenon erkannte die Herrschaft der Vandalen 474 an. Im Jahre 477 wurde Hunerich der Nachfolger von Geiserich und es kam ab 483 zu Verfolgungen der Katholiken durch die arianischen Vandalen. Erst 523 wurde für kurze Zeit unter Hilderich die katholische Religion wieder zugelassen. 534 eroberte der oströmische Feldherr
Belisar im Auftrag Justinians das Vandalenreich und beendete deren Herrschaft.

Die Slaven
In der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts ist auf polnischem Gebiet noch eine intensive Besiedlung durch die letzte Entwicklungsphase der Przeworsker Kultur nachweisbar. Das Gebiet stand in regen Beziehungen zum Reich von Attila (mittlerer Donauraum) und hatte wahrscheinlich auch eine gewisse politische Bedeutung („Fürstengrab“ von Jakuszowice). Das Ende dieser Kultur lässt sich um die späte Mitte des 5. Jahrhunderts datieren. Bereits davor brechen die kaiserzeitlichen Spuren auf ukrainischem Gebiet ab. Die Gebiete der Slowakei, Mährens, Niederösterreichs, Böhmens und Ungarns weisen für das 5. Jahrhundert eine intensive germanische Besiedlung auf. Spätere Funde germanischer Kulturen sind in der Slowakei nicht mehr zu finden. Bereits die frühen donauländischen Bügelfibeln sind dort selten zu finden. Die Goldmünzfunde aus dem 6. Jahrhundert fehlen bis auf eine Ausnahme ganz. Die gepidische Besiedlung ist für das 6. Jh. auf dem Gebiet Ostungarns nachweisbar, jedoch nicht in der Ostslowakei. Im nordöstlichen Teil Mährens enden die germanischen Funde zu Beginn des 6. Jahrhunderts. In den anderen Regionen, in Niederösterreich und der Südslowakei westlich der Kleinen Karpaten ist die langobardische Besiedlung nachweisbar. Diese Besiedlung nimmt zur Mitte des 6. Jahrhunderts hin ab, als die Langobarden Pannonien besetzten. Für Böhmen wird bis nach der Mitte des 6. Jahrhunderts eine germanische Besiedlung vermutet. Über diese Besiedlungsbrücke könnten die Kontakte des mitteldeutschen Raums mit dem mittleren Donauraum verlaufen sein.
Die genannten Gebiete werden nachfolgend von den Slawen besiedelt. Der Charakter dieser Landnahme ist nicht zweifelsfrei zu klären. Die Kämpfe mit den Bayern (593 und 595) oder die Einfälle in Thüringen im 7. Jh. legen verheerende Einfälle mit anschließender Eroberung nahe. Jedoch waren auch Gebiete (Schlesien, Slowakei) möglicherweise einige Zeit unbewohnt, bevor sie durch die Slawen besetzt wurden. Die geräumten Gebiete sind oft sehr fruchtbar gewesen und die
Motive für die Aufgabe der germanischen Besiedlung bleiben unklar. Allerdings blieb wohl teilweise eine germanische Restbevölkerung zurück, die aber in der Folgezeit slawisiert wurde. Mit dem Abzug der Langobarden nach Italien im Jahre 568 und dem Erscheinen der Awaren ergaben sich dann für die slawische Landnahme neue Möglichkeiten.


Bernd von Stoesser
DEUTSCHE WERTE STIFTUNG


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